Ernst Schwitters

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1940
Am 9. April Einmarsch der Deutschen in Norwegen; Kurt, Ernst und Esther fliehen aus Oslo, zunächst nach Åndalsnes. Der Versuch, nach Molde/Hjertøya zu gelangen, scheitert; sie fahren nach Ålesund und werden dort mehrere Wochen interniert. Ein Fischerboot bringt sie schließlich nach Nordnorwegen. Erneute Internierung in Sortland, Kabelvåg und Harstad. Danach gelangen sie nach Tromsø, von wo aus sie am 8. Juni mit dem Eisbrecher Fridtjof Nansen nach Schottland gelangen, Ankunft am 18. Juni. Erneute Internierung von Kurt und Ernst, Aufenthalt in mehreren Internierungslagern, unter anderem im Hutchinson Camp in Douglas, Isle of Man. Esther Guldahl Schwitters wird ebenfalls interniert, jedoch von ihrem Mann getrennt, aber bald wieder entlassen. Ernst Schwitters bleibt bis zum 14. Juli 1941 interniert.

Ernst Schwitters in London, 19441941
Nach der Freilassung erhält Ernst Schwitters eine Anstellung bei der englisch-amerikanischen Fotofirma Polyfoto Ltd. Im Herbst bekommt er von der norwegischen Exilregierung den Auftrag, eine große Norwegen-Ausstellung zu organisieren. Ihm war es gelungen, 2.500 Negative auf die Flucht mitzunehmen, dieses Material macht etwa 60 Prozent der Ausstellung aus.

1942
Die Norwegen-Ausstellung wird im Februar im Kaufhaus Harrods von König Haakon VII. eröffnet und ist ein großer Erfolg. Ernst Schwitters wird eine feste Anstellung im Propagandaministerium der norwegischen Exilregierung angeboten. Bis Kriegsende ist er Leiter der Ausstellungsabteilung. Er stellt seine Negative den Behörden kostenlos zur Verfügung.
Im März stellt er den Antrag auf den Erhalt der norwegischen Staatsbürgerschaft, der abschlägig beschieden wird.
Er liefert dem norwegischen Exilmagazin Fram viele Bilder; über die Hälfte aller Titel und hinteren Umschlagseiten zeigen seine Fotos; das Magazin wird bei Kriegsende eingestellt.
Ernst Schwitters wird Mitglied bei der Royal Photographic Society.
Zusammen mit seinem Vater und dem Kollegen Gert Strindberg zieht er in den Londoner Vorort Barnes.
Trennung von Esther Guldahl.

Ernst Schwitters, This Norway, London 19441943
Am 10. Mai wird Ernst Schwitters für die Foto-Mappe One Day in Norway zum Associate of the Royal Photographic Society (ARPS) ernannt. Im September Zulassung zu zwei großen Fotoausstellungen in London. Er macht viele Akt-/Studiobilder wie Der siebte Schleier und Kurze Begegnung.
Durch seinen Vater lernt er Lola »Eve« Mehrgut, eine aus Deutschland geflohene Jüdin, kennen. Erneuter vergeblicher Antrag auf norwegische Staatsbürgerschaft.
Im Herbst sollen seine restlichen Negative aus Norwegen geschmuggelt werden, aber das Flugzeug, das sie von Schweden nach England bringen soll, ist über der Nordsee verschollen, und damit sind die zirka 5.000 Negative verloren.

1944
Am 27. Januar Scheidung von Esther Guldahl.
Am 17. Mai (Norwegens Nationalfeiertag) erscheint das Buch This Norway, Text von Roi B. Nyquist und Fotos von Ernst Schwitters, Auflage 5.000 Exemplare, es ist innerhalb weniger Monate ausverkauft.
Die Ferien verbringt er im Lake District in Nordengland. Landschafts- und Aktbilder entstehen. Er nimmt an 23 Ausstellungen und drei Wettbewerben teil und stellt zum ersten Mal Farbbilder (Kodachrome) aus. Seine Bilder signiert er jetzt mit »Ernst«.
Ernst Schwitters, London, 1941/1945Auf der Inter Allied Exhibition in London stellt er zum letzten Mal eine nicht-fotografische Arbeit aus.
Am 29. Oktober Tod von Helma Schwitters in Hannover infolge einer Krebserkrankung.

1945
Rege Ausstellungstätigkeit: 27 Gruppen- und zwei Einzelausstellungen in Liverpool und Port Talbot. 8. Mai: Kriegsende in Europa, 16. Juni: Heimreise nach Norwegen.
Ernst Schwitters bringt die Wohnung in Lysaker in Ordnung, die in relativ gutem Zustand ist, was der Hauseigentümerin Bertha Jensen (Tante Jensen) zu verdanken ist; sie konnte viel vor den deutschen Besatzern verstecken, bevor diese die Wohnung beschlagnahmten. Ernst Schwitters arbeitet als Ausstellungsleiter bei der Nachrichtenagentur NTB und als freier Fotograf unter anderem für die Illustrierte Aktuell.
Er dokumentiert den Quisling-Prozess im August/September, wodurch er als Fotograf in Norwegen bekannt wird.
Am 16. November Heirat mit Lola »Eve« Mehrgut in London. Von der als Juden verfolgten Familie Mehrgut aus Hamburg war Lolas Bruder Kurt Georg (geb. 1914) 1941 im KZ Mauthausen gestorben; ihr Vater Wolf Willi (geb. 1883) wird 1945 im KZ Bergen-Belsen umgebracht. Die Mutter Gertrud und Lolas Schwester Eliese Felicitas emigrierten in die USA. Sein Vater, Kurt Schwitters, der jetzt in Ambleside wohnt, ist Trauzeuge. Das Paar zieht in die Wohnung in Lysaker. Im Dezember erhält Ernst Schwitters die norwegische Staatsbürgerschaft.

Ernst Schwitters, Rat in the Trap, 19451946
Er wird Mitglied beim Oslo Kamera Klubb (OKK) und nimmt an Wettbewerben und Ausstellungen teil. Im Februar Reise als NTB-Fotograf mit dem Komitee für Wiederaufbau nach Møre und im späten Frühjahr nach Trøndelag.
Es entstehen viele seiner bekanntesten Studiobilder, beispielsweise Indischer Tanz. Erster Vortrag im Oslo Kamera Klubb.

1947
Am 9. Juni Geburt des Sohnes Bengt.
Große Aufträge für Industriefotografie in Holmestrand und Høyanger.
Fotografisch sehr aktiv, Teilnahme an 36 Ausstellungen und vier Wettbewerben.

1948
Tod von Kurt Schwitters am 8. Januar in Kendal im Lake District. Ernst Schwitters ist Erbe, daneben erhält die Lebensgefährtin der letzten Jahre, Edith Thomas, einen großen Teil der in England entstandenen Bilder.
Er gibt seine Stelle bei NTB auf und wird freier Fotograf. Hauptsächlich arbeitet er im Bereich der Industriefotografie und der Dokumentation kulturhistorischer Objekte, zusätzlich fotografiert er für Bücher über Norwegen und für Kalender. Es ist sein aktivstes Jahr mit 43 Ausstellungsbeteiligungen und fünf Wettbewerben.

Stempel von Ernst Schwitters, um 19501949
Im Juni erster Besuch in Deutschland und Hannover seit 1936. Ernst Schwitters beginnt eine Debatte in Kamera, der Zeitschrift der norwegischen Fotoklubs, über Komposition und Fotografie mit seinem Artikel »Er komposisjon et absolutt begrep?« (Ist Komposition ein absoluter Begriff?).

1950
Erste Vorträge für die Folkeakademiet in Norwegen und für norwegische Fotoklubs außerhalb Oslos.

1951
Er erhält die Goldmedaille der Norsk Selskap for Fotografi (NSfF; Norwegische Gesellschaft für Fotografie), nachdem er den Landeswettbewerb gewonnen hat. Für die Publikationen Vår gamle bondekultur (Unsere alte Bauernkultur) und Olympic Wintersports in Norway arbeitet er als Bildredakteur.

1952
Ausgedehnte Vortragsreisen in Norwegen; großer Industrieauftrag für Saugbruksforeningen in Halden.

Ernst Schwitters beim Vortrag, 1950er Jahre1953
Mitglied beim Norske Reklamefotografers Landsforening (Landesverband der norwegischen Werbefotografen).

1954
Vorträge bei Läseföreningen und für Fotoklubs in Schweden; Kauf einer Hasselblad-Kamera, die seine meist verwendete Kamera wird.

1955
Er bekommt als Erster zum zweiten Mal die Goldmedaille der NfFS verliehen.



1956

Teilnahme an der großen Ausstellung der Werbefotografen Foto i Fokus in Oslo. Er wird Ehrenmitglied der NfFS.
Erste große Kurt-Schwitters-Ausstellung nach dem Krieg in der Kestner-Gesellschaft in Hannover. Ernst Schwitters ist mit seinen Vorträgen und Artikeln ein gesuchter Kurt-Schwitters-Experte. Er beginnt, das Werk seines Vaters zu erfassen.

1957
Ernennung zum »Excellence de la Fédération Internationale de l'Art Photographique« (EFIAP).

1959
Er lässt an seinem Haus in Lysaker ein neues Studio, Laboratorium und Büro anbauen.

Ernst Schwitters, um 19601961
Goldmedaille des Oslo Kamera Klubb und Ehrenmitgliedschaft. Er wird Vorsitzender der Jury bei der großen internationalen Jubiläumsausstellung.

1962
Jurymitglied beim Farbwettbewerb En Manifestation i Färg des Nordiska Fotograf Förbundets (Nordischen Verband der Fotografen). Er erhält als Erster den Ehrenpreis des Oslo Kamera Klubb für seinen herausragenden Einsatz für die norwegische Fotografie.

1963
Beginn der Zusammenarbeit mit der Marlborough Fine Art Galerie in London, die die Verantwortung für die
internationale Repräsentation von Kurt Schwitters übernimmt.

1967
Verkauf der Kunstsammlung seines Vaters. Ernst Schwitters reduziert seine Arbeit als Berufsfotograf. Auf seinen häufigen Reisen macht er zumeist Farbaufnahmen.

1970er Jahre
Er beendet seine Arbeit als Berufsfotograf. Bau eines Hauses auf Teneriffa, wo er sich mehrere Monate im Jahr aufhält.

1977
Er erhält die Diagnose Stimmbandkrebs, die Operation verläuft erfolgreich.

1980
Er beginnt, eine neue Kunstsammlung aufzubauen. Ausgedehnte Reisen während der gesamten 1980er Jahre, in die Arktis und Antarktis, nach Amerika, Australien, Ozeanien und Asien. Auf den Reisen entstehen zehntausende Dias.

Lola und Ernst Schwitters, um 19851989
Einzelausstellung Ernst Schwitters – »Pictorial Photography« in der Galerie Gmurzynska in Köln (1991 in Bergen/Norwegen).

1993
Übergabe der Kartei von Kurt Schwitters' Werk an das Sprengel Museum Hannover, die die Grundlage für das spätere Werkverzeichnis bildet. Im September Schlaganfall, der es ihm zukünftig unmöglich macht zu kommunizieren.

1996
Ernst Schwitters stirbt am 17. Dezember in einem Pflegeheim in Oslo.

1998
Seinem Wunsch gemäß werden seine sterblichen Überreste in das Familiengrab auf dem Engesohder Friedhof in Hannover überführt.



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