Ernst Schwitters

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Helma und Ernst Schwitters 1919 in Hannover 1918
Ernst Eduard Friedrich Schwitters wird am 16. November in Hannover geboren.

1923/24
Er ist oft mit seinem Vater im Atelier, fertigt erste Zeichnungen und Collagen an, die sein Vater für ihn signiert. Kate Steinitz nennt ihn »den Großvater seines Vaters«, weil er sehr altklug ist. Seine Mutter Helma nennt ihn »Ernstlemann«, woraus sein Vater »Ernst Lehmann« macht.

1925
Nach Ostern Einschulung in die Volksschule.

Collage von Ernst Schwitters, 19231927
Sein Großvater väterlicherseits schenkt ihm seinen ersten Fotoapparat, eine Agfa Balgenkamera mit Glasplattennegativ im Format 9 x 12 cm.

1929
Besuch des Realgymnasiums (bis 1934).
Zusammen mit seinen Eltern erste Norwegenreise, Kreuzfahrt nach West- und Nordnorwegen. Er darf sich im Badezimmer des Elternhauses in der Waldhausenstraße eine Dunkelkammer einrichten. Nach einem Besuch von Man Ray Herstellung erster Fotogramme gemeinsam mit seinem Vater. Weitere Experimente mit Fotogrammen bis 1937.

1930
Erster Sommeraufenthalt in Norwegen. Die norwegische Natur macht großen Eindruck auf ihn, und er verkündet, nach Norwegen ziehen zu wollen.
Laut Angabe von Ernst Schwitters Beteiligung an einer Fotoausstellung in Prag, bis Ende der 1930er Jahre Teilnahme an internationalen Ausstellungen, unter anderem in der Schweiz und in Japan.

1931
Ausstellung im Schaufenster des Fotogeschäfts Lill in Hannover. Hier macht man für ihn die großen Abzüge, für die seine Dunkelkammer zu klein ist.
März/April mit den Eltern Reise nach Guernsey, in die Bretagne, nach Madeira, Südspanien, Marokko und Italien. Viele Urlaubsfotos mit einer neuen Zeiss Ikon Mittelformat-Kamera.

1932
Die Familie reist nach Norwegen und mietet eine Steinhütte auf der Insel Hjertøya, die vor Molde liegt. Diese Insel wird bis zum Krieg neben der Djupvasshütte bei Geiranger beliebtester Ferienort der Familie im Sommerhalbjahr.

1933
Ernst Schwitters, Wasserkraft, 1933Im Juni/Juli Teilnahme an der Deuxième Exposition Internationale de la Photographie et du Cinéma im Palais des Beaux-Arts in Brüssel mit sechs Landschaftsfotografien, unter anderem von Misburg-Anderten bei Hannover, aufgenommen im August 1932. Kurt Schwitters ist mit vier Fotogrammen und einem Stillleben vertreten.
Ernst Schwitters bekommt von seinem Vater eine Leica-Kleinbildkamera. Seine Arbeit ist vor allem von der Einstellung seines Vaters zur Kunst sowie durch die Werke von Albert Renger-Patzsch und László Moholy-Nagy beeinflusst.
Kreuzfahrt nach Svalbard.

1934
Im Herbst geht er von der Schule ab, weil der Druck der Nationalsozialisten auf die Schüler, in die Hitler-Jugend einzutreten, immer intensiver wird. Der Vater wünscht, dass er sich zum Fotografen ausbilden lässt, aber Ernst weigert sich und bleibt Autodidakt.
Er hilft seinem Vater bei Werbeaufträgen.
Ernst tritt der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), einer jungsozialistischen Widerstandsgruppe, bei und wird als Kurier eingesetzt. Einen großen Teil des Jahres verbringt er in Norwegen, meist in Oslo. Dort lernt er Eirik Simonsen kennen, der eine Fotofirma betreibt.

Zeichnung von Ernst Schwitters 1936, reproduziert in der Zeistschrift Plastique, Nr. 4, 19391936
Er verbringt den größten Teil des Jahres in Norwegen. Im Sommer erfährt er, dass die SAJ-Gruppen von der Polizei aufgelöst und viele Mitglieder verhaftet worden sind. Auf Anraten seiner Mutter verschiebt er seine Heimreise bis zum Spätherbst. Er fährt nach Stockholm und fotografiert für die Luma Fabriken, danach reist er nach Kopenhagen. Ende Oktober Ankunft in Hannover, er steht in Gefahr, verhaftet zu werden. Neue Gesetze veranlassen ihn, nach Norwegen zu fliehen; er verlässt Deutschland am 26. Dezember von Hamburg aus.

1937/1939
Kurt Schwitters folgt ihm am 2. Januar 1937; sie mieten zusammen eine Wohnung in Lysaker bei Oslo. Versuche, sich als politische Flüchtlinge registrieren zu lassen, scheitern; sie erhalten eine Aufenthalts-, jedoch keine Arbeitserlaubnis.
Ernst lernt den Künstler und Werbefachmann Olav Strømme kennen, der zusammen mit zwei Kollegen eine Werbefirma betreibt, die SS-UNU-FOTO. Für sie führt er Fotoaufträge aus, dafür finanziert ihm die Firma seinen Lebensunterhalt. Sie ist in der Kongens gate 23 ansässig, wo Ernst Schwitters ein Studio erhält.
Er produziert Postkartenmappen, die in Touristenorten verkauft werden.
Olav Strømme wird zum häufigen Gast in Lysaker, obgleich ihm und anderen davon abgeraten wird – unter anderem von dem deutschen Exilkünstler Rolf Nesch –, den Kontakt zu Schwitters aufrecht zu erhalten, weil er angeblich Umgang mit Mitgliedern der deutschen Botschaft habe.
Einladung von László Moholy-Nagy, seine Fotogramme am Institute of Modern Design in Chicago auszustellen. Die Bilder werden abgeschickt, es ist jedoch unsicher, was mit ihnen geschah. Eines – Arabische Acht – taucht nach dem Krieg wieder auf, aber mit der Signatur des amerikanischen Fotografen Arthur Siegel.
Viele Fahrradtouren mit Zelt durch Norwegen. Bevorzugte Orte: das Dovrefjell / Dovregebirge, Sunndalen, die Insel Hjertøya / Romsdal und Djupvasshütte / Jotunheimen. Mindestens zwei Mal in Trondheim.
Zusätzlich zu den Landschaftsbildern entstehen auch viele Architekturaufnahmen. Erproduziert auch nicht-fotografische Kunst und beteiligt sich unter eigenem Namen mit einer Skulptur an der jährlichen Høstutstillingen (Herbstsausstellung) in Oslo. Später erwähnt er, dass er auch unter einem Pseudonym an der Høstutstilling teilgenommen hat. Beteiligung an der Kunstausstellung der großen Handwerk- und Industrieausstellung Vi kan (Wir können) in Oslo. Er dokumentiert große Teile der Ausstellung für die Kommune Oslo.

Ernst Schwitters, Ohne Titel, Mitte der 1930er Jahre1939
Bekanntschaft mit Esther Elisabeth Helene Guldahl, die ihm Modell steht. Verlobung am 21. Mai, Heirat am 25. November. Ernst Schwitters nimmt den Nachnamen Schwitters-Guldahl an und signiert seine Bilder E-S-G.
Besuch von Helma Schwitters in Norwegen. Es ist das letzte Mal, dass Ehemann und Sohn sie sehen. Der Krieg erschwert es, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Ernst und Kurt Schwitters haben Angst, ausgewiesen zu werden; sie prüfen die Möglichkeit, in ein anderes Land zu emigrieren.



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